Columna 12×4

Ich war nicht ganz zufrieden mit meiner Columna 15×5. Die metallene Basis mit der leuchtenden Acrylschicht ist zwar sehr hochwertig und schick, aber auch groß und schwer. Die linearen Switches sind zwar okay, aber ich wollte taktile ausprobieren. Und außerdem hatte sich eines gezeigt: es ist absolut kein Problem über die Fn-Taste eine F-Taste im Bereich des Ebene 4 Nummernblocks zu drücken, auch z.B. zusammen mit Strg. Da lag es nicht fern, diesen Nummernblock auch für seinen eigentlichen Zweck zu benutzen. Und ich merkte tatsächlich, dass mir das nicht schwer fiel; sicherlich durch die Übung mit den F-Tasten (mental und in den Fingern) und dank der linken M4-Taste, die ich vom kleinen Finger zum Daumen verschoben hatte.

Zur Erinnerung ist die Columna 15×5 in Abb. 1 nochmal schematisch dargestellt. Im Vergleich zu meiner vorherigen Beschriftung der Tasten bin ich zu der folgenden übergegangen: Ebene 2 weiterhin oben links, direkt daneben jetzt aber Ebene 3, und unten zentriert Ebene 4. Das führt die zum Schreiben wichtige Beschriftung näher zusammen und hebt gleichzeitig die Navigation-Nummern Ebene hervor. Nach einigem Abwägen habe ich dann außerdem die Ebene 1 ganz weggelassen. Für die Kleinbuchstaben ist das eh normal und die Ziffern kann man auch ohne Beschriftung finden, bzw. eben den Nummernblock benutzen. Der Punk ist da, wo bei Neo auch das entsprechende Aufzählungszeichen ist (rechts unten neben dem J), und das Komma links daneben beim Gedankenstrich.

Abb. 1. Vorschau-Rendering einer Columna 15×5 in der Farbvariante Tinte-Wasser. Bewährt, aber vielleicht unnötig groß.

Wenn man den Nummernblock konsequent nutzt, kann man natürlich auf die Ziffernreihe verzichten. Und das Gleiche gilt für die Navigationstasten unter der linken Hand als Ersatz für die dedizierten Tasten im Mittelblock. Plötzlich schien es mir absolut möglich – ja geradezu sinnvoll – eine vollwertige Tastatur auf Basis einer vermeintlich winzigen 12×4 Matrix zu entwerfen.

Das Ergebnis ist in Abb. 2 zu sehen. Vol−, Vol+ und Play habe ich auf die Fn-Ebene gelelgt: auf A, L und Ö (Prev und Next sind auf I und E). Für die Strich-Taste habe ich in der untersten Reihe einen Platz gefunden, obwohl der gewöhnliche Bindestrich ja auch auf Ebene 3 (auf dem T) vorhanden ist. So bleibt das Minus direkt im Kontext des Nummernblocks auf Ebene 4 erhalten, für Rechnungen oder Datumsangaben im ISO Format. Außerdem habe ich theoretisch die selten gebrauchten Varianten auf den Ebenen 2, 5 und 6 zur Verfügung (englischer Gedankenstrich, Geschützter Bindestrich und weicher Trennstrich). Konkret an dieser Stelle passt die Taste auch besonders gut, weil sich darüber die Komma-Taste mit dem deutschen Gedankenstrich auf Ebene 2 befindet. Escape gibt es nur noch über die Ebene 4 (auf dem Ü). Das Euro- und das Pfund-Zeichen, die bei Neo nur über die Ziffernreihe erreichbar sind, habe ich auf Fn+Ä und Fn+P gelegt.

Abb. 2. Aufsicht auf meine physische Columna 12×4 in der Farbvariante Schoko-Vanille. Diese kleine Tastatur wirkt besonders auf Schreibtischen in hellem Holz sehr unaufdringlich. Und ist gleichzeitig ein absoluter Hingucker.

Auf die drei Akzenttasten, die bei der Columna 15×5 im Mittelblock sitzen, hätte ich tendenziell verzichten können, auf das scharfe S aber nicht so gern. Hier kommt nun eine Besonderheit der Firmware dieser Tastatur zum Tragen. Man kann nämlich nicht nur einfach jeder physischen Taste ein beliebiges Zeichen zuordnen sondern auch noch unterscheiden zwischen einem gewöhnlichen kurzen Tastendruck und einem Gedrückt-Lassen (während typischerweise eine weitere Taste gedrückt wird). Man kennt das von der Super-Taste, die alleine gedrückt im Allgemeinen eine Art Anwendungsmenü öffnet, aber in Kombination mit anderen Tasten als Kürzel für spezielle Aktionen genutzt werden kann, ohne dass sich dieses Menü öffnet. Das gleiche Prinzip lässt sich z.B. auf die Umschalttasten anwenden, die alleine gedrückt normalerweise gar keinen Effekt haben.

Ich habe gelernt, dass relativ viele Leute so anscheinend die runden Klammern auf die linke und rechte Umschalttaste legen. Wer Neo (oder NeoQwertz) nutzt, braucht das natürlich nicht, weil sämtliche Klammern sehr gut erreichbar auf Ebene 3 liegen. Stattdessen habe ich mir die Akzenttasten erhalten. Den Zirkumflex (Dach) auf der linken M3-Taste, den Gravis (Strich von links oben) darunter, und den Akut (Strich nach rechts oben) auf der rechten M2-Taste. Und während für die vorherigen Columna Modelle das Y eins nach oben rutschen musste, konnte ich es so auf die Tip Variante der rechten M3-Taste legen. Das hat dann den Platz rechts oben für das scharfe S frei gemacht. Schließlich habe ich auch die M4-Daumentasten doppelt genutzt für Rück und Enter. Das hat den Platz geschaffen für die Strich-Taste rechts, und eine weitere Fn-Taste links, die es erlaubt die Lautstärke mit einer Hand zu steuern.

Ein Detail in diesem Zusammenhang ist, dass ich die Navigations- und Nummerntasten in der Firmware der Tastatur festgelegt habe und theoretisch nicht die Ebene 4 der Neo Software nutze; auch wenn ich natürlich genau die gleichen Positionen gewählt habe. Das hat den Vorteil, dass die Pfeiltasten zur Not überall als solche erkannt werden (z.B. im UEFI) und auch Tastenkürzel wie Strg+M2+Pfeil-rechts (=Strg+M2+M4+E) problemlos funktionieren (Wort rechts vom Cursor markieren). So kann ich sogar noch alle sechs Ebenen der Ziffernreihe erreichen, falls ich je etwas von da bräuchte. Z.B. liegt das Yen-Zeichen (¥) statt auf M3+7 auf M4+M3+H, wobei M4 hier das Umschalten auf die entsprechende Firmware Ebene triggert anstatt zusammen mit M3 die Neo Ebene 6 zu aktivieren. (Für die ganz Scharfsinnigen: Ja, ich habe auch noch die normalen M4-Tasten um Ebene 5 und 6 zu erreichen; sie liegen auf der Gedrückt-Lassen Funktion von Ü und ẞ.)

Abb. 3. Columna 12×4 von rechts unten fotografiert. Die Aufkleber mit der Beschriftung könnten fast fester Teil der Tastenkappen sein; lediglich ganz leicht überstehende Ränder und die Lichtreflexionen auf der glänzenden Folie sind verräterisch.

Zum Schluss noch ein paar Worte zur Hardware. Für diese Mini-Tastatur habe ich statt OEM blanke Tastenkappen mit XDA Profil gekauft (weiß für das Hauptfeld und „light yellow“ für einen Teil der Randtasten). Die Oberseite der XDA Tasten ist etwas größer als bei OEM, was das Treffen im Grenzfall vielleicht etwas leichter macht, aber auch mehr Platz für die Beschriftung lässt. Außerdem ist die konkave Form oben eher sphärisch (symmetrisch) als zylindrisch, und vor allem ist das Höhenprofil für alle vier Reihen gleich. Das ist wohl etwas weniger ergonomisch, insgesamt sieht aber gerade diese kleine Tastatur so besonders knuffig aus. Ein Vorteil der einheitlichen Höhe aller Kappen ist auch, dass man einzelne Tasten ganz einfach (und günstig) vertauschen oder ersetzen kann.

Für die Beschriftung habe ich wieder auf WIRmachenDRUCK gesetzt. Diesmal braune Schrift auf glänzender Folie. Passend zu den rundlichen Tasten habe ich mich für eine etwas verspieltere Schriftart entschieden, mit etwas dickeren, leicht geschwungenen Strichen. Und ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis; insbesondere wie gut ich die Sticker bemessen und aufgeklebt habe. Bei den meisten Tasten kann man auf den ersten Blick kaum sagen, ob sie beklebt oder direkt bedruckt sind.

Die Tastenschalter sind taktile Switches von Cherry (Typ Brown), die ich wie bei der 15×5 mit Weg-Verkürz- und Schall-Dämpf-Ringen verwende. Ich bin absolut zufrieden mit ihnen, muss aber sagen, dass ich jedes Mal wenn ich wieder eine Tastatur mit linearen Switches benutze, das Fehlen des Klick-Geräuschs als angenehm empfinde.

Die Basis ist ein Planck EZ von ZSA. Während ich diesen Artikel geschrieben habe, ist dieses Keyboard leider zufällig zum Auslaufmodell erklärt worden. Es wird höchstens noch bis zum 15. August 2023 verkauft. Es gibt aber auch von YMDK ein vergleichbares Model (von denen ich meine 15×5 Basis gekauft habe): Air40. Das Planck EZ gibt es nur zusammen mit Switches, ab 220 $ inkl. Porto. Das Air40 kostet alleine rund 90 €, Tastenschalter kann man sich für rund 35 € dazu bestellen; dann komm noch Porto dazu; und in jedem Fall Einfuhrgebühren.

Der niedrige Preis spricht zwar für YMDK, aber leider erlaubt die grafische Software zur Programmierung von deren Tastaturen nicht die Doppelbelegung der Tasten mit Unterscheidung zwischen kurzem Tippen und Gedrückt-Lassen. Das ist zwar anscheinend firmwareseitig tatsächlich auch hier möglich, aber dann muss man die Tastatur eigenhändig wortwörtlich programmieren, d.h. Code schreiben, in ein binäres Programm übersetzen und auf die Tastatur übertragen, anstatt einfach nur ein paar Klicks zu machen. Das Tool wird aber aktiv weiterentwickelt; also bin ich optimistisch, dass man sich in Zukunft eine Columna 12×4 auf Basis des Air40 oder eines anderen Keyboards zusammenstellen kann. Wer ein Planck EZ hat, kann sich hier meine Konfiguration anschauen und herunterladen.

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